Warum?

Aus dem Johannesevangelium

In jener Zeit sah die Menge, die am anderen Ufer des Sees geblieben war, dass nur noch ein Boot dort lag, und sie erfuhren, dass Jesus nicht mit seinen Jüngern ins Boot gestiegen war, sondern dass die Jünger allein abgefahren waren.

Von Tiberias her kamen andere Boote in die Nähe des Ortes, wo sie nach dem Dankgebet des Herrn das Brot gegessen hatten.

Als die Leute sahen, dass weder Jesus noch seine Jünger dort waren, stiegen sie in die Boote, fuhren nach Kafarnaum und suchten Jesus. Als sie ihn am anderen Ufer des Sees fanden, fragten sie ihn: Rabbi, wann bist du hierher gekommen? Jesus antwortete ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid.

Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird. Denn ihn hat Gott, der Vater, mit seinem Siegel beglaubigt. Da fragten sie ihn: Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen?

Jesus antwortete ihnen: Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.


Jesus ist der, nachdem gesucht wird und zu dem sich die Menschen auf den Weg machen. Er hat sie dadurch beeindruckt, dass er Bedürfnisse erkennt und Not lindern kann. Die „Werbeveranstaltungen Jesu“ haben funktioniert. Nachdem er das Unmögliche geschafft hat und 5.000 Menschen sättigt und nach dem Gang Jesu über das Wasser suchen die Menschen nach ihm.

Sie treffen ihn an der anderen Seite des Sees mit vermutlich großen Erwartungen. Sie wollen weitere Kunststücke sehen und die in Anspruch nehmen, dass sie nun einen Menschen getroffen haben, der paradiesische Umstände herstellen kann. Mit nur wenig kann er viel erreichen, er kann die Netze der Fischer füllen und Wasser in Wein verwandeln. Er kann beeindruckende Wunder bewirken.

Doch diese Wunder sollen nicht nur beeindrucken, sondern erklären und neugierig machen auf bleibende Werte auf eine „bleibende Speise“, sie sollen Zeichen sein für mehr. Sie sollen neugierig machen darauf, wer Jesus wirklich ist und welche Aussage derjenige, der ihn gesandt hat durch ihn über sich selbst macht. Jesus scheint auf die Frage zu warten: „Warum tust du das alles?“

Er ist Teil unseres Gottesbildes, der uns Gott als gemeinsamen Vater als gemeinsamen Ursprung erkennen lässt. Daraus entwickelt sich alles Weitere: Dass alle Menschen als Kinder eines Vaters die gleiche Würde besitzen, dass die Welt als Schöpfung Gottes zu achten und zu bewahren ist, sind nur zwei Erkenntnisse die daraus hervorgehen.

Die Menschen suchen und finden Jesus auf der anderen Seite des Sees. Neugierig, offen und beeindruckt. Die Menschen sollen dabei jedoch nicht stehen bleiben, sie sollen mit ihm eine neue Perspektive auf die Welt einnehmen: dass Jesus den Ursprung aller Dinge repräsentiert, der Einheit und nicht Spaltung sucht. Die Taten Jesu ermuntern dazu, nach dem Warum zu fragen und nach Antworten zu suchen.

Die Versuchung ist da, den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun und die Botschaft ohne Taten zu verkünden. Dabei ist der Weg Jesu für mich der ungleich sinnvollere: Not zu erkennen, zu handeln und Not zu lindern und dann darauf zu hoffen, dass die Menschen beginnen nachzufragen. Warum wir tun was wir tun und was der Grund unserer Hoffnung ist.

Diakon
Herbert Ebert