Evangelium Matthäus 8,1-4
Als Jesus von dem Berg herabstieg, folgten ihm viele Menschen nach.
Und siehe, da kam ein Aussätziger, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, wenn du willst, kannst du mich rein machen.
Jesus streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will – werde rein! Im gleichen Augenblick wurde der Aussätzige rein.
Jesus aber sagte zu ihm: Nimm dich in Acht! Erzähl niemandem davon, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring das Opfer dar, das Mose angeordnet hat – ihnen zum Zeugnis!
Jesus und der Aussätzige
Jesus wird nach seiner Rede auf dem Berg von einer großen Menschenmenge begleitet. Vielleicht klangen seine Worte den Menschen noch in den Ohren, als plötzlich ein Aussätziger auf Jesus zukam und sich vor ihm nieder warf.
Ich kann mir vorstellen, dass in dieser Situation viele Menschen weggegangen sind, auf Distanz zu dem Kranken. Denn jede Begegnung mit ihm kann ansteckend sein. Nach jüdischem Gesetz muss der Aussätzige wegen der Seuchengefahr in einem abgegrenzten Bereich leben. Er ist an den Rand gedrängt, ausgesetzt von der Gesellschaft, ausgestoßen, abgeschrieben, ja schon tot, bevor er stirbt.
Der Aussätzige im Evangelium hat sich noch nicht aufgegeben, in seinem Innern glimmt ein kleiner Funken Leben, ein Stück Hoffnung. Er hört von Jesus und macht sich auf den Weg. Und als er Jesus begegnet, streckt er ihm seine Hände entgegen und sagt ihm: „Herr, wenn du willst, kannst du mich rein machen.
Und Jesus geht nicht auf Distanz, er weicht nicht aus, er überschreitet Grenzen und Schranken.
Jesus wendet sich dem zu, von dem sich alle abwenden. Er begegnet dem Aussätzigen hautnah, so nahe, wie ihm schon lange niemand mehr gekommen ist. Jesus kennt keine Berührungsängste. Er berührt den Aussätzigen, Zeichen der heilenden Nähe und Kraft. Indem Jesus sich dem Kranken zuwendet, befreit er ihn aus seiner Isolation, gibt er ihm seine ursprüngliche Würde und Reinheit wieder und führt ihn so zurück ins Leben.
Das ist die Sendung Jesu, heil machen an Leib und Seele.
Und ist das nicht auch unsere Aufgabe, Jesu heilendes Tun weiterführen?
Trotz aller Distanz, die wir in dieser Zeit der Coronapandemie einhalten müssen, sind wir aufgefordert, die wahrzunehmen und denen zu begegnen, die am Leben leiden, an den Mitmenschen, an der Gesellschaft, an den Abgründen dieser Welt. Wir sind eingeladen, wie ER, Gemeinschaft zu stiften, Ansehen, Hoffnung und Zuversicht zu schenken, damit unsere Kirche zu einem Ort wird, wo Heil und Heilung geschieht.
