Spiritualität im Alltag (Teil 2)

Aus dem Evangelium nach Johannes (Kapitel 3)

Er, der von oben kommt, steht über allen;
wer von der Erde stammt, ist irdisch und redet irdisch.
Er, der aus dem Himmel kommt, steht über allen.
Was er gesehen und gehört hat, bezeugt er,
doch niemand nimmt sein Zeugnis an.
Wer sein Zeugnis annimmt, beglaubigt,
dass Gott wahrhaftig ist. Denn der,
den Gott gesandt hat, verkündet die Worte Gottes;
denn er gibt den Geist unbegrenzt.
Der Vater liebt den Sohn
und hat alles in seine Hand gegeben.
Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben;
wer aber dem Sohn nicht gehorcht,
wird das Leben nicht sehen, sondern Gottes Zorn bleibt auf ihm.


Letzte Woche habe ich Ihnen die ersten vier Anregungen von Bernardin Schellenberger aus seinem Buch „Auf den Wegen der Sehnsucht, Zum spirituellen Leben heute“, (Freiburg im Breisgau 2004) vorgestellt. Hier nun die Weiteren, die uns helfen sollen im eigenen Leben die spirituelle Dimension zu entdecken.

Fünfte Anregung: Habe die Zuversicht, dass du besonders nahe an der Erfahrung Gottes bist, wenn du überhaupt keine angenehmen Erfahrungen hast und du dir als schwacher, inkonsequenter Mensch vorkommst und darunter leidest.“ (a.a.O., S. 132)

Das passt ein wenig in unsere Zeit. Es geht darum unfreiwillige, nicht künstlich produzierten Leidzustände, als Orte der Gotteserfahrung zu deuten. Vieles was man mir in den vergangenen Kar- und Ostertagen erzählt hat ging in diese Richtung.

Sechste Anregung: Richte dich darauf ein, oder richtiger: darauf aus, dass dir von dem, der dich unendlich übersteigt und dir zugleich innerlicher ist, als du selbst bist, etwas gesagt wird. Lebe deshalb in der Haltung des Hörens.“ (133)

In allen spirituellen und religiösen Traditionen meint diese Haltung des Hörens, der Achtsamkeit die Fähigkeit, mit vollem, ungeteiltem Bewusstsein bei einem Eindruck oder einer Begegnung präsent zu sein. Wir sind mit dem Kopf schon oft woanders. Achtsamkeit hat mit Achtung und Wertschätzung zu tun. In dieser Haltung „kann man deutlich merken, dass man da etwas gesagt bekommen hat. Er kann so gut wie alle Medien dazu verwenden, mitten aus unserem Leben heraus. Öfter sind es die, von denen man es am wenigsten erwartet hätte.“ (S.134)

Siebte Anregung: Nimm dir die Bibel vor. Versuche aus ihr herauszuhören, was Anderen vor dir bereits gesagt worden ist und analog auch für dich wichtig sein könnte. Versuche, zu hören, ob dir etwas gesagt wird.“ (a.a.O., S.134)

Was würde Jesus an deiner Stelle tun, war das Lebensmotto von Charles de Foucauld. Dies nimmt die biblischen Texte, als das was sie sind. Sie sind das „Protokoll von Lebenserfahrungen von Menschen, die an Gott geraten sind und das im Maße ihrer Möglichkeiten aufgezeichnet haben. Das meiste von ihrer – wie ich es erlebe – tatsächlich einmalig inspirierten Power steht zwischen den Zeilen.“

Achte Anregung: Bete zu Gott, er möge dich in deinem Leben erleuchten, stärken und führen. Bete vor allem um die Erlösung der Welt von dem Bösen. Versuche, ständig mit Gott im Gespräch zu bleiben.“ (a.a.O., S.137)

Vieles macht uns in diesen Tagen zu schaffen. Aber am Meisten ist es wohl, das Gefühl nicht zu wissen. Es geschieht und wir wollen einfach verstehen. Da ist es eine gute Übung um Einsicht zu bitten und um Befreiung von all dem, was uns gefangen nimmt.

Andréas Hofstetter-Straka