Loslassen

Psalm 13Klage und Vertrauen in großer Not

Für den Chormeister. Ein Psalm Davids.  

Wie lange noch, HERR, vergisst du mich ganz?
Wie lange noch verbirgst du dein Angesicht vor mir?  

Wie lange noch muss ich Sorgen tragen in meiner Seele,
Kummer in meinem Herzen Tag für Tag?
Wie lange noch darf mein Feind sich über mich erheben?

Blick doch her, gib mir Antwort,
HERR, mein Gott, erleuchte meine Augen,
damit ich nicht im Tod entschlafe,  

damit mein Feind nicht sagen kann:
Ich habe ihn überwältigt, damit meine Gegner nicht jubeln,
weil ich wanke! Ich aber habe auf deine Güte vertraut,
mein Herz soll über deine Hilfe jubeln.
Singen will ich dem HERRN, weil er mir Gutes getan hat.

Gedanken zum Karfreitag

Heute ist das Kreuz einfach da. Es steht im Mittelpunkt unseres Glaubens und im Mittelpunkt dieses Tages. Im normalen Alltag lässt sich der Kreuzweg mit seinen Stationen in unseren Kirchen übersehen und ignorieren. Heute befindet sich die 12. Kreuzwegstation im Mittelpunk unserer Aufmerksamkeit. Für Jesus paradoxerweise eine Moment der Gottverlassenheit für manche ein Moment der Gotteserkenntnis, für viele ein Sinnbild dafür, was Menschen einander antun können. Jesus streitet mit Gott und klagt ihn an. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ – Das ist eine Frage, die gestellt wird und offen bleibt. Ein Frage, die nahe legt, dass es zum Leben gehört, Dinge loszulassen, um neu danach greifen zu können; eine Frage, die mir den Mut gibt, Dinge zu beenden, um sie neu beginnen zu können. Das ist für mich eine Aufforderung, an den Kreuzen, die auf meinem Weg liegen, nicht vorbeizugehen, sondern sie an- und aufzunehmen, um dann entdecken zu können, dass dadurch Veränderung, Auferstehung und Neubeginn geschehen kann. Meine Karfreitagsbotschaft in diesem Jahr: Auferstehung und Neubeginn ereignen sich nicht einfach so. Zum Glauben gehört das Kreuz, zur Auferstehung der Tod, zum Neubeginn die Auseinandersetzung, zur Entstehung neuer Gemeinschaft zunächst einmal das Gefühl der Verlassenheit. Ostern, Neubeginn und Auferstehung ereignen sich nicht einfach so, sie stehen am Ende eines Weges, der durchschritten werden will. Unser Glaube erspart uns diesen Kreuzweg nicht aber er schenkt uns den Mut, ihn zu gehen – mit einem hoffnungserfüllten Blick auf das Ziel.

Diakon
Herbert Ebert