„So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen, aber sie drängten ihn und sagten: Bleibe bei uns; denn es wird Abend, der Tag hat sich schon geneigt! Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben.“
Lk 24,28–29
„Ich bin enttäuscht von Dir!“
Wann haben Sie diesen Satz zuletzt gehört oder sogar ausgesprochen? Dieser Satz könnte auch von den Jüngerinnen und Jüngern Jesu stammen. Sie sind enttäuscht, weil sich die Geschichte Jesu nicht so ereignet hat, wie sie es sich gewünscht hätten. Jesus ist nicht auf den Thron gestiegen, sondern hat sich ans Kreuz schlagen lassen und ist gestorben. Eine wirkliche Enttäuschung für sie. Unterschiedliche Vorstellungen prallen aufeinander, unterschiedliche Meinungen darüber, wie die Dinge sind und wie sie sein sollten. Die Jünger bleiben bei ihrer Enttäuschung nicht stehen, sie kommen miteinander ins Gespräch, klären Missverständnisse. Es werden nicht nur Fragen gestellt, sondern auch Antworten formuliert. Durch die Auferstehung Jesu kommen einige von Ihnen sogar in die wunderbare Situation, dass Jesus selbst sich ins Gespräch einmischt. Im miteinander Gehen und Sprechen geschieht diese Auferstehung. Mit der Botschaft Jesu wird er selbst unter ihnen lebendig und sein Weg lässt sich nachvollziehen. Ein gemeinsames Ziel bleibt sichtbar und ermöglicht gemeinsame Wege. Der gemeinsame Weg der Jünger kann weitergehen, mit einer Täuschung weniger im Gepäck. Damit auf diese Weise Auferstehung und Neubeginn geschehen kann, ist es notwendig das Gespräch zu suchen und zu finden, Irritationen zu benennen und zu klären. Dann kann aus dem ersten Satz tatsächlich eine Überschrift für weitere Kapitel werden und kein Schlusssatz.

Herbert Ebert