Evangelium Joh 6, 51–58
Mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise und mein Blut ist wahrhaft ein Trank
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge:
Ich bin das lebendige Brot,
das vom Himmel herabgekommen ist.
Wer von diesem Brot isst,
wird in Ewigkeit leben.
Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch
für das Leben der Welt.
Da stritten sich die Juden
und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?
Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch:
Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst
und sein Blut nicht trinkt,
habt ihr das Leben nicht in euch.
Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt,
hat das ewige Leben
und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag.
Denn mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise
und mein Blut ist wahrhaft ein Trank.
Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt,
der bleibt in mir
und ich bleibe in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat
und wie ich durch den Vater lebe,
so wird jeder, der mich isst, durch mich leben.
Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.
Es ist nicht wie das Brot, das die Väter gegessen haben,
sie sind gestorben.
Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.
Als Kind fand ich Fronleichnam beeindruckend und ein bisschen einschüchternd: die große Prozession durch Rottenburg mit Chören und Stadtkapelle, die vielen Blumenteppiche, die kleinen Altäre vor den Häusern. Und mittendrin der Bischof mit der Monstranz unterm Baldachin. Der Gottesdienst ist aus dem Kirchenraum ausgebrochen und die ganze Stadt wurde zur Kirche.
„Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist“, steht im Evangelium. Und ich frage mich: Wie schaffen wir es, dass wir gerade jetzt keine verschüchterte Kirche sind, sondern eine lebendige? Dass wir bei allen Einschränkungen aus dem Kirchenraum ausbrechen und in Bewegung sind? Vielleicht reicht eine ganz kleine Prozession vor die Haustür der Nachbarn. Wir könnten einem lieben Menschen einen Blumenstrauß vorbeibringen. Oder wir stellen Kekse vor die Tür. Oder wir greifen zum Telefon und melden uns bei einer Bekannten, die wir lange nicht gesehen haben. Ich glaube, die entscheidende Bewegung ist die vom geschriebenen Bibelwort hinein in unseren Alltag.
Judith Froitzhuber