Habt Mut!

Johannesevangelium 16,29–33

Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater. Da sagten seine Jünger: Siehe, jetzt redest du offen und sprichst nicht mehr in Bildreden. Jetzt wissen wir, dass du alles weißt und von niemandem gefragt zu werden brauchst. Darum glauben wir, dass du von Gott ausgegangen bist. Jesus erwiderte ihnen: Glaubt ihr jetzt? Siehe, die Stunde kommt und sie ist schon da, in der ihr versprengt sein werdet, jeder in sein Haus, und mich alleinlassen werdet. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.  Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.

„In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt“.

„In der Welt seid ihr in Bedrängnis“ – das erleben wir zurzeit hautnah: Bedrängt werden engt unseren Handlungsspielraum ein, Bedrängt werden macht Angst. Und Angst, Unsicherheit bestimmen vielleicht mehr als sonst, unseren Alltag: Angst vor Ansteckung mit dem Coronavirus, Angst vor Einsamkeit, vor Krankheit und Tod, vor wirtschaftlichen Chaos, Angst um die eigene Existenz.

Im Evangelium vertröstet Jesus nicht, er sagt nicht, dass Glaubende keine Angst zu haben brauchen. Auch von den Jüngern lesen wir in den biblischen Texten wie sie Angst hatten vor dem Sturm auf dem See. Als Jesus verhaftet wurde, bekamen sie Angst und liefen davon.

Schon im Alten Testament lesen wir in den Psalmen, wie die Psalmbeter ihre Angst Gott entgegenschrien. „HERR, sei mir gnädig, denn mir ist angst (Ps 31,10).

Ängste müssen wir nicht verdrängen, wir dürfen zu ihnen stehen und wir dürfen klagen. Gott hört. Und hoffentlich gibt es auch Menschen, mit denen wir reden können, mit denen wir über das sprechen können, was uns mit Angst erfüllt.

In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber…

Dieses „aber“ grenzt die Angst ein. Es zaubert sie nicht weg, aber es nimmt ihr die Macht.

„aber habt Mut“ :.. Vielleicht würden wir es heute anders ausdrücken, wie Jesus damals: Kopf hoch, sei gechillt, nur cool, nur nicht verrückt machen lassen… Habt Mut, ich lasse euch nicht allein, denn:

„Ich habe die Welt besiegt“…

Das hat Jesus nicht nur so dahin gesagt. Seine Jünger konnten das schon ein Stück weit erleben, als sie mit ihm unterwegs waren. Er heilte Kranke, vergab Schuldigen, teilte mit Hungrigen, nahm den Tod auf sich, um so den Tod in der Auferstehung zu überwinden.

Deshalb kann auch uns die Gegenwart Jesu in seinem Wort ermutigen, oder vielleicht auch

– ein Gedanke aus einem Buch,

  • ein liebes Wort,
  • eine aufmerksame Geste,
  • ein gemeinsames Lied auf den Balkonen…

„Habt Mut“!

Schwester Johanna Stocker