Gott kreativ, liebend schöpferisch

Joh 14,15 Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. 16 Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, 17 den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird. 18 Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch. 19 Nur noch kurze Zeit und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und auch ihr leben werdet. 20 An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch. 21 Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.

Liturgisch sind wir in dieser für mich immer schon eigenartig gestimmten Übergangszeit zwischen Ostern und Pfingsten. Für die Jünger:innen und seine Mama, seine Geschwister ist Jesus nicht mehr. Sie haben sich eingeschlossen, sind in Quarantäne, „at home“ aus Angst vor dem was draußen möglich ist, draußen geschehen kann. Die Erfahrung, dass Neues wird, bricht sich erst ganz vorsichtig Raum und tastend Bahn, mit vielen Rückschlägen und Fragen, auch Zweifel.

Doch das ist die radikale Erfahrung die Johannes in seinen Abschiedsreden bedenkt. Es muss etwas vergehen, zu Ende gehen, weggehen, leer werden, damit Neues werden kann. Damit eingeräumt werden kann. Eva Jung hat in einem Vortrag im Rahmen eines Barcamps #get blank_ der evangelischen Landeskirche Hannover und fresh X über Kreativität nachgedacht – wie wird Neues – hier nachzuhören.

Für mich auch ein Lehrstück über unsere derzeitige Situation. Wir spüren alle ein Virus legt unser Leben lahm bzw. verändert ziemlich viel. Stellt uns in Frage, unsere Arbeit, unser in der Welt sein, unsere Beziehungen, unsere Schwerpunktsetzungen! JedeR reagiert anders darauf. Aktives Annehmen, Lähmung, Angst, Rückzug, Negieren.
Was bleibt: der Virus existiert, er ist noch ziemlich unerforscht, vor allem was Langzeitschäden an erkrankten Menschen angeht und er besetzt uns alle. Aber es geht wohl darum, im zweiten Schritt, loszulassen. Damit etwas anders werden kann in Gesellschaft und in Kirche muss es zuerst leer werden. Anders gesagt: damit Kirche werden kann muss er gehen muss er einen leeren Raum zurücklassen, muss er einräumen. Dass dies die Voraussetzung und der Anfang ist spüren wir und haben doch Angst davor. Wie es weitergeht, bleibt offen und ist ambivalent, wunderbar und schrecklich. Wie es mit der Kirche weitergegangen ist, dass nehmen wir wahr und wissen wir aus unserem geschichtlichen Bewusstsein und dem was geschieht bis in die jüngsten Tage. Weder Kirche noch Gesellschaft sind das Reich Gottes, aber in beidem ist Gott kreativ, liebend schöpferisch.

Andréas Hofstetter-Straka