Aus dem Evangelium nach Lukas (Kapitel 24)
Am selben Tag (Ostern) waren zwei Jünger unterwegs von Jerusalem nach Emmaus, das ungefähr zwölf Kilometer entfernt lag. Sie sprachen miteinander über die Ereignisse in Jerusalem. Während sie mit ganzem Herzen ihre Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu, war mitten unter ihnen und ging ein Stück mit. Doch sie waren mit Blindheit geschlagen und erkannten ihn einfach nicht. Er fragte: Worüber redet ihr da auf eurem Weg? Da blieben sie stehen und hielten traurig inne. Der eine mit dem Namen Kleopas antwortete: Bist du so fremd, dass du als Einziger in Jerusalem nicht weißt, was dort geschehen ist? Er fragte: Was denn? Sie antworteten: Das mit Jesus von Nazareth. Er war ein Prophet und alles, was er sagte und tat vor Gott und dem Volk, war voller Kraft. Doch unsere Hohenpriester und Führer haben ihn an die Römer ausgeliefert. Die haben ihn zum Tode verurteilt und gekreuzigt. Und wir hatten gehofft, dass er der Retter Israels sei. Heute ist schon der dritte Tag, seitdem das geschehen ist. Einige Frauen aus unserem Kreis aber haben uns nun Aufregendes erzählt. Sie waren morgens früh beim Grab, fanden aber seinen Leichnam nicht. Sie erzählten, sie hätten Engel gesehen mit der Botschaft: Jesus lebt. Einige von uns sind zum Grab gegangen und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten. Jesus jedoch haben auch sie nicht gesehen. Da sagte Jesus: Begreift ihr denn immer noch nichts? Wie schwer fällt es euch zu glauben, was die Propheten gesagt haben? Musste nicht der Messias alles erleiden, um in seine Herrlichkeit zu kommen? Und er erklärte ihnen, was, angefangen bei Mose und allen Propheten, in der Heiligen Schrift über ihn steht. So erreichten sie das Ziel ihres Weges in Emmaus. Jesus tat so, als ob er weitergehen wollte, doch sie drängten ihn: Bleib doch bei uns, denn es wird Abend und schon dunkel, der Tag geht zu Ende. Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und als er mit ihnen am Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen. Da endlich gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten ihn. Doch im selben Augenblick war er nicht mehr zu sehen. Und sie sagten zueinander: Brannte nicht unser Herz, als er mit uns unterwegs war und uns den Sinn der Schrift erklärte? Und sofort brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück, und sie fanden die elf Apostel und die anderen Jünger versammelt. Auch die erzählten: Der Herr ist wirklich auferstanden, er ist Simon Petrus erschienen. Da erzählten sie, was sie unterwegs erlebt hatten und wie sie Jesus erkannt hatten, als er das Brot brach.
(aus: R. Oberthür, Die Bibel für Kinder und alle im Haus)
Das Brechen des Brotes mit den Emmausjüngern
Ich will mich heute mit der Eucharistie, dem Brechen des Brotes beschäftigen. Es symbolisiert die Zusammenkunft von Menschen, die im auf Teilen wie eine Familie sind. Das Brechen des Brotes erinnert uns an den gebrochenen Körper unseres Herrn, an unser Pessach-Mahl. Im eucharistichen Hochgebet sagt der Priester: “Tut dies zu meinem Gedächtnis.” Die eucharistische Feier ist eine Erinnerungsfeier, eine Erinnerung, die durch den Heiligen Geist möglich wird. Wir brauchen das Geschenk des Heiligen Geistes, um uns erinnern zu können.
Durch das Brechen des Brotes drücken wir aber auch unsere Erwartung aus, dass Christus in Herrlichkeit zurückkehren wird. In dieser Handlung äußerte sich die Sehnsucht der frühen Christen nach der Rückkehr des Herrn und nach dem Beginn eines ewigen Festmahls, bei dem himmlisches Essen und himmlischer Wein serviert werden. An diesem Tag wird es keine Armen und Reiche mehr geben; alle werden von derselben Speise genährt.
Ich war einmal mit den lumads zusammen, den Eingeborenen in Mindanao, im Süden der Philippinen. Beim Abendessen, das als Buffet auf einem Tisch aufgebaut war, ließen wir den lumads den Vortritt, und reihten uns hinter ihnen in der Schlange ein. Die lumads haben sich an dem Tisch, auf dem das Buffet stand, niedergelassen und wollten essen. Eine Ordensschwester, die selbst von den lumads abstammt, geht zu ihren Landsleute und erklärt ihnen, dass sie ihre Teller nehmen und sich damit an die leeren Tische im Raum setzen sollten. Man sieht deutlich, wie sehr sie sich geschämt hat, als alle mit ihren Tellern von dem Buffet-Tisch weggegangen sind.
Unsere kleinste Einheit des Essens ist der individuelle Teller, doch für die lumads gibt es nur den gemeinsamen Tisch, um den sich die Gemeinschaft versammelt, zusammen isst und sich austauscht. Mir wird plötzlich klar, dass wir sie von ihrem Tisch vertrieben und ihre Gemeinschaft zerstreut haben.
Es tut mir nicht nur für die lumads leid, sondern ich selbst war auch sehr betroffen von dieser Erfahrung. Ich habe schon so oft über die Sakramente gesprochen, aber erst seit diesem Tag verstehe ich die tiefere symbolische Bedeutung vom Brechen des Brotes in einer Gemeinschaft.
Die Erde ist wie ein gemeinsamer Tisch, an dem wir uns versammeln und unser Leben miteinander teilen. Heute gibt es leider Menschen, die mit ihrer Macht und ihrem Geld die Erde für sich beanspruchen und Arme nicht in ihrer Nähe haben wollen. Eine Gemeinschaft, die zusammenkommt, um das Brot zu brechen, ist insofern auch ein Hoffnungszeichen für alle Armen. Sie sind es leid, unerwünscht zu sein und auf die Krümel vom Tisch der Reichen warten zu müssen, die glauben, ihnen gehöre die Erde.
Vielleicht sollten wir den Tisch zur kleinsten Einheit unseres Essen machen. In der Eucharistie steht dieser Tisch symbolisch für den Herrn, der eine Gemeinschaft formt, die alle einlädt.
