FÜNFTER FASTENSONNTAG A
Aus dem Evangelium nach Johannes, Kapitel 11
In jener Zeit sandten die Schwestern des Lazarus Jesus die Nachricht: Herr, dein Freund ist krank. Als Jesus das hörte, sagte er: Diese Krankheit wird nicht zum Tod führen, sondern dient der Verherrlichung Gottes: Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden. Denn Jesus liebte Marta, ihre Schwester und Lazarus. Als er hörte, dass Lazarus krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt. Danach sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen. Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag. Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll. Jesus war im Innersten erregt und erschüttert. Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie antworteten ihm: Herr, komm und sieh! Da weinte Jesus. Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte! Einige aber sagten: Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb? Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt, und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war. Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen, entgegnete ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag. Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herum steht, habe ich es gesagt; denn sie sollen glauben, dass du mich gesandt hast. Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden, und lasst ihn weggehen! Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn.
Gedanken zum Evangelium
Die Auferweckung des Lazarus ist im Evangelium nach Johannes Jesu letztes großes Zeichen vor der Passion, vor dem Einzug in Jerusalem. Wie gerne würden wir im Augenblick seinen Ruf „Lazarus, komm heraus“ hören, wie gerne würden wir uns gerade jetzt herausrufen lassen aus den Grabhöhlen unserer Ängste und Sorgen, aus den Grabhöhlen unserer halb freiwilligen, halb erzwungenen Isolation. Aber der Zweifel an eigenen Glauben, an Jesus, an Gott ist ja schon vorher da: „Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb?“ so sagen die Menschen bei Johannes schon vorher, so schwingt es auch in vielen Gebeten mit: „Wenn …, hätte Er dann nicht …“ In dem Buch eines Jesuiten aus einem der ärmsten Stadtteile von Los Angeles soll einer der Mitglieder einer Gang auf den Pater im Auto warten – und beten. Der Pater ist erstaunt, dass das Gang-Mitglied tatsächlich ganz ruhig da sitzt, als er zurückkommt und fragt: „Du hast gebetet, stimmt’s?“ „Ja, hab ich“, kommt leise als Antwort. Und als der Pater dann fragt: „Und was hat Gott zu dir gesagt?“, kommt zurück: „Hm … Mund halten und zuhören!“ (Aus: Gr. Boyle, Ins Herz tätowiert) „Mund halten und zuhören“ – vielleicht ist das eine gute Grundlage für unser Beten – gerade jetzt. Vielleicht ist das eine gute Grundlage für das Vertrauen in den eigenen Glauben, in Jesus, in Gott.
