Aus dem Johannesevangelium 16, 5-11
Das habe ich euch nicht gleich zu Anfang gesagt; denn ich war ja bei euch. Jetzt aber gehe ich zu dem, der mich gesandt hat, und keiner von euch fragt mich: Wohin gehst du? Vielmehr hat Trauer euer Herz erfüllt, weil ich euch das gesagt habe. Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er die Welt der Sünde überführen und der Gerechtigkeit und des G erichts; der Sünde, weil sie nicht an mich glauben; der Gerechtigkeit, weil ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht; des Gerichts, weil der Herrscher dieser Welt gerichtet ist. Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.
Abschied und Neubeginn
Im heutigen Evangelium spricht Jesus vom Abschiednehmen. Jesus bereitet seine Jünger darauf vor, dass er sie nun definitiv verlassen wird, nachdem er ihnen und einigen Frauen nach seinem Tod und seiner Auferstehung zunächst mehrmals erschienen ist.
Diese Perspektive des endgültigen Abschieds bewirkt bei den Jüngern, dass ihr „Herz von Trauer erfüllt“ ist. Eine solche Reaktion ist mehr als verständlich. Drei Jahre waren die Jünger mit Jesus unterwegs und haben das Leben mit ihm geteilt. Jesus war für sie nicht einfach nur ein netter Freund, sondern sie haben sich an ihm orientiert und sind ihm nachgefolgt, ihr Leben an seiner Weisung ausgerichtet.
Er hat ihnen das Wort der Schrift erschlossen, den Glauben an Gott neu eröffnet. Die Frage, was soll aus uns werden, wenn ER, Jesus, nicht mehr „greifbar“ bei uns ist, können wir gut nachvollziehen.
Jesus erspart er den Jüngern nicht sein Weggehen und das damit verbundene Abschiednehmen. Doch er geht auch nicht über die Gefühle und Ängste der Jünger hinweg. Vielmehr entgegnet er ihnen sogar: „Es ist gut für euch, dass ich fortgehe“.
Er mutet ihnen das Loslassen zu, doch er lässt sie nicht allein, sondern verspricht ihnen „den Beistand“.
In der Kraft des Beistands will Jesus seine Jünger in die Selbständigkeit führen. Dies ist die Lektion, die sie und wir lernen sollen. Die Jünger und somit auch wir, sollen für unseren Glauben gerade stehen, sollen eigenständige Entscheidungen treffen und als erwachsene Menschen für das eigene Handeln Verantwortung tragen. Das ist mitunter schwieriger als auf Anweisungen von Autoritätspersonen, Kirchenleitungen usw. zu warten und sie auszuführen.
So kann die „Zu-mut-ung“ des Abschieds zur „Er-mut-igung“ werden, kann uns mit Freude und Hoffnung erfüllen und uns in die Weite des Glaubens führen.
Jesus musste fortgehen, damit sein Heiliger Geist, seine Kraft kommen kann. Nehmen wir diese Zu-mut-ung und Er-mut-igung an und wagen wir in seiner Kraft wieder neu aufzubrechen.
